top of page

HOCHSENSIBILITÄT ALS SCHATZ


An dieser Stelle möchte ich ein immens wichtiges Thema ansprechen, dass mir so häufig begegnet: hochsensible und vom System unabhängige (junge) Menschen haben selten Kraft, Verständnis oder gar Freude für / an Ironie und Sarkasmus. Beide Dynamiken überfordern ein achtsames Nervensystem und bringen konfuse Information in die Atmosphäre. Klare Ansagen und ehrliche Kommunikation sind die besten Strategien, mit dem Gesprächspartner für ein sicherheitsspendendes Umfeld zu sorgen! Ich persönlich fühle mich von Witzchen total überfordert, wenn ich gerade konzentriert und tiefgründig offen im Leben BIN.

Wenn ich aber unterstellen kann, dass in jedem Fall ehrliche Impulse in Worte gefasst werden, dann bin ich (als Mutter) mit beiden Ohren zur Stelle. Ich höre und erspüre die Impulse, die sich in Form von ausgesprochenen Ideen oder auch Bildern, Träumen, Liedern, etc. zeigen wollen. Je jünger die eigenen Kinder, desto schwieriger kann dieses Abenteuer sein – sprich mit zunehmender Reife und der Erfahrung aus den Vorjahren entwickeln die jungen Menschen die Fähigkeit, ihre wahren Bedürfnisse oder Mitteilungen derart zu formulieren, dass es auch für andere schneller erfahrbar wird. Oft fühle ich mich wie ein Dolmetscher, der anderen Menschen dekodiert, was mein Sohn mit dieser oder jener Verhaltensweise oder Analogie zeigen / sagen möchte.

Für manche mag sich dies nach „Autismus“ anhören … ist es allerdings nur im weitesten Sinne. Als ich vor 21 Jahren nach Mexiko ausgewandert bin, war mein damalig zukünftiger Schwiegervater ein ähnliches Sprachrohr für mich. Da wir viel Zeit miteinander verbrachten, kannte er mich schon etwas besser und war in der Lage, sich emphatisch einzufühlen.

Auf diese Weise konnte er hinter meinem noch gebrochenen Spanisch herausfinden, was ich eigentlich sagen wollte und dies korrekt formulieren. Meine Kommunikationswege waren also für die Zielgruppe unzureichend. Dennoch war mein Beitrag wertvoll und stimmig. Durch die Brücke wurde Austausch leichter. (Ähnlich empfinde ich auch alle Menschen, die außerhalb des gesellschaftlich als „Standard“ definierten Daseins wunder-volle Impulse und Anregungen zur Hinterfragung unzähliger Glaubenssätze anregen – mit welchen Besonderheiten sie auch in dieses Leben gekommen sein mögen!)

Wenn mein Sohn in einem Konfliktgespräch mit einem Erwachsenen, von dem er sich keinesfalls auf Augenhöhe begegnet fühlt (auch wenn derjenige dies verbal zusichert), auf eine Entscheidungsfrage (nur mit JA oder NEIN zu entscheiden) keine Antwort gibt, sich (bei achtsamer Beobachtung) im Stuhl aber zurückzieht und kurz darauf gehen möchte, dann ist für mich die Antwort ein klares NEIN. Wenn zusätzlich ausgesprochen wird, dass im Falle, dass er NEIN sagen würde, dies ein Präzedenzfall wäre (was sich also zuvor noch nie jemand getraut hatte), dann finde ich schon das Schweigen und das Vermeiden eines durch Druck im kollektiven Unterbewussten oder Angst vor den Konsequenzen im Alltag vielleicht bei jemand anderem erzwungenen JA eine starke Leistung. In solchen Momenten atme ich tief durch und bin mir mal wieder sicher, dass ich irgendwie schon auf dem passenden Weg für mich und diesen Jungen bin. Ich bewundere den Mut und die selbstliebende Kohärenz, die er mir spiegelt!

Und zurückkommend auf die Deutung der Signale / Fragen / Erlebnisse, heißt es im Alltag also, auch oder vor allem der non-verbalen Kommunikation Beachtung zu schenken. In der Wissenschaft und Kommunikationstheorie ist längst etabliert, dass maximal 10% der zwischenmenschlichen „Unterhaltungen“ mit Worten abgewickelt werden. Gestik und Mimik sowie die Abwesenheit von Äußerungen spielen eine entscheidende Rolle. Unsere Erfahrung und gemeinsamen Erlebnissen mit Freunden, die weder reden noch hören (mit den Sinnesorganen des physischen Körpers) zeigen deutlich, wie wundervoll und heilsam die wortlose Verständigung sein kann.

Zudem ist im HOLIVERSAL Weltverständnis klar definiert, dass nur ein sehr geringer Teil unseres Daseins tatsächlich eine physische und damit potentiell verbale Ausdrucksform hat. Die große Mehrheit der entscheidenden Einflüsse auf Lebenswandel und das Miteinander von Individuen laufen auf nur feinsinnlich wahrnehmbaren Ebenen ab. Diese Sichtweise ist beispielsweise Ausgangspunkt der Tiefenpsychologie und allen systemisch arbeitenden Coaching- und Therapieangeboten. Auch Albert Einstein und andere Naturwissenschaftler bestätigen, dass die Welt, die mit bloßem Auge unsichtbar und für systemtreue / auf Gehorsam geschulte Mitmenschen unvorstellbar sei, den Schlüssel zu ALLEM bietet.

Wenn wir uns das kosmische Vakuum als Programmieroberfläche für unser Dasein vorstellen, dann geht es weniger um die tatsächlich geplanten /planbaren Dinge und mehr um die Spielräume dazwischen. Auch Musik ist eigentlich die Unterbrechung der Stille. Wenn diese in Harmonie mit in der Natur vorkommenden Abläufen (die durch ihre Eigendynamik / Spin Vibrationen eine bestimmte Frequenz erzeugen) stehen, dann erleben wir bewusstseinserweiternde Resonanzeffekte. Wer sich mit der Schwingung von Gefühlen, Planeten, Farben und Affirmationen beschäftigt, der erkennt, wie mit achtsamer Lebensführung ein klares Bild von den tatsächlichen Geschehnissen möglich wird.

Aus dieser Perspektive halte ich es auch für entscheidend, dass ich mit meinem Sohn größte Offenheit und Wahrheitsliebe praktiziere. Ich fordere von ihm kein Versprechen, dass er gewisse Dinge tut oder unterlässt. Vielmehr ist es mir wichtig, dass er sich selbst gesetzte Vorhaben auch in die Tat umsetzt und bei Bedarf um Unterstützung bittet. So wird zum einen in der Praxis geübt, dass er sich immer Hilfe holen kann, wenn er denn an seine Grenzen kommt. Zum anderen wächst er mit dem Gefühl, dass er sich und seinen Worten / Plänen Fairtrauen schenken kann. Er erlebt, wie er selbstgesteckte Ziele oder von innen heraus wahrgenommene Wünsche in der Welt realisiert.

Ähnlich wie beim ganzheitlichen Durchdringen vom Alphabet – wenn es mit verschiedenen kreativen Methoden erarbeitet und spielerisch genutzt wird – ist mir wichtig, dass er auch Ideen, die er in digitalen Konstruktionsoberflächen als seine Schöpfung erlebt, in der haptisch wahrnehmbaren Realität auftauchen. Burgen, Autos oder sonstige Phantasien, die sowohl mental als auch digital schon greifbar sind, können mit Malerei, Töpfern oder im Buddelkasten für die Außenwelt sichtbar werden. Letztlich sind es „nur“ unterschiedliche Vibrationsfrequenzen der gleichen Grundidee doch durch die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten wächst die Verankerung im Hier & Jetzt. Dies reduziert beträchtlich das Risiko von Scheinwelten und die Sucht nach Medienkonsum, der in meiner Erfahrung auf keinen Fall durch eine Begrenzung der täglichen Spielzeit gelingt.

In der Diskussion um die Nutzung von Handy, Konsolen, Laptops, etc. sollte erneut die EigenFairAntwortung im Vordergrund stehen. Bewusste Wahrnehmung von der Art der Nutzung (Kommunikation mit Gleichgesinnten, aktives oder passives Lernwerkzeug, Spiele mit kreativem Arbeiten, zocken = Konsumieren von Informationen ähnlich wie TV) ist unser Wunsch. Also gehört die Reflektion mit einer Vertrauensperson – ohne Anschuldigungen oder (Vor-) Urteilen zur Dynamik. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als mein Sohn eine gewisse Zeit mit mir „vereinbarte“ und dann aber länger an den Geräten verweilte. Obwohl mich dies natürlich traurig bis ärgerlich stimmte, entschied ich mich dafür, dass reifende Selbstwertgefühl meines Sohnes als oberste Priorität in diesem Prozess anzusehen.

Deshalb versicherte ich ihm immer und immer wieder, dass es mir wichtig sei, dass er seine Versprechen sich gegenüber einhalten lerne, um mit sich im Reinen zu sein. Gleichzeitig konnte er sich meiner bedingungslosen Liebe sicher die Grenzen immer wieder austesten und für sich bestätigen, dass ich es wirklich so meinte. Außerdem lebte ich ihm vor, dass mein Wohl und meine Authentizität ein wundervoller Schatz sind, was sich energetisch für ihn als offensichtlich stimmig und nachahmenswert entpuppte. Von daher plädiere ich auch in diesem Punkt für individuelle Lösungen, die kontinuierlich an den Reifegrad und die Resilienz gegenüber Gruppenzwang und Suchtpotential angepasst werden können.

Wenn ich also als Mutter dafür Sorge trage, dass auch die feinsinnlich wahrnehmbaren Kommunikationsebenen meines Sohnes Beachtung finden, dann bin ich voll in meinem Element. Es bedarf vor allem Ruhe und Geduld, um die immer wieder sehr tiefgründigen Ansichten und Weisheiten wahrzunehmen und zu verarbeiten. Letztlich empfinde ich unsere gemeinsame Zeit als unbeschreibliches Geschenk und kann jedem nur empfehlen, genau hinzuspüren, wenn junge Menschen sich mitteilen. Ohne Klischees und bereit für neue Sichtweisen öffnen sich Bewusstheitsportale für jeden. Die Anerkennung der Botschaften wiederum ermöglicht das Gefühl von „ich bin richtig … wertvoll“ und trägt zur Stärkung der Selbst-Sicherheit bei. Solch von innen geführte (junge) Menschen sind angstfrei und speisen das Kollektivgedächtnis mit friedvollen Impulsen, die im Feedback-Loop eine willkommene Ablenkung sind.

ZUHAUSE IST DA, WO ICH SEIN KANN, WER ICH WIRKLICH BIN – ERWARTUNGSFREI.

LIEBE IST BEDINGUNGSLOS UND SCHENKT HALT IM EXPERIMENTIERRAUM LEBEN.

Auszug aus „HURRA HURRA wir sind jetzt frei – staatlich unabhängige Bildung“

© Jacqueline Hübner Gojowy 2018

jacqueline@holiversal.com

+49-176-34203852


Empfohlene Einträge